Technische Konzeption des NAVSTAR-GPS
Das System NAVSTAR-GPS umfaßt die in Abbildung 1 genannten Segmente.
Abbildung 1: Segmente des GPS
Technische Realisierung der Signallaufzeitbestimmung / Entfernungsbestimmung
Neben der Aufgabe des Codes den Satelliten eindeutig zu identifizieren,
dient er gleichzeitig für die Laufzeitbestimmung der Signale und damit
der Entfernungsbestimmung. Die Phasenverschiebung, die notwendig ist, um
die im Empfänger erzeugte Kopie des Codes mit dem ankommenden Signal
zu synchronisieren (Korrelation), ist gleichzeitig ein Maß für
die Signallaufzeit vom entsprechenden Satelliten zum Empfänger. Dazu
zählt man im einfachsten Fall die Verschiebungen um einen Chip, die
notwendig sind, die in Abbildung 2 dargestellte Synchronisation zu erreichen.
Abbildung 2: Code- bzw. Chipverschiebung zur Laufzeitbestimmung
Da die Chiplänge bekannt ist, folgt daraus unmittelbar eine Laufzeitdifferenz
bezogen auf den im Empfänger erzeugten Vergleichscode.
Weltraumsegment (spacesegment)
Satellitenanzahl: |
24 (21 + 3 Reserve) |
Satelliten Typ: |
Block II Satelliten (Größe: 5,20m / Masse: 862
kg) |
Lebensdauer: |
konzipiert für 5 Jahre (im Mittel) |
Flughöhe: |
20.183 km (MEO - medium earth orbit) |
Bahnanzahl: |
6 (4 Satelliten pro Bahn) |
Sichtbarkeit: |
4 Satelliten an jedem Ort der Erde |
Inklination: |
55° bezogen auf den Äquator |
Erdumlaufdauer: |
12h (früher 11h 58 min) |
Energieversorgung: |
Solarenergie mit Raumlageregelsystem (Pufferung durch Akku) |
Antenne: |
Trägerausstrahlung mit annähernder Rundcharakteristik
( omnidirektional) |
Bodenkontrollsegment (ground control)
Die Satelliten sind so konzipiert, daß ihre Funktionen automatisch
ablaufen und sie sich selbst kontrollieren. Um jedoch ein Maximum an Genauigkeit
und Zuverlässigkeit bei der Positionsbestimmung zu gewährleisten,
werden die Satelliten durch ein Kontrollzentrum überwacht.
1 x Hauptstation Colorado Springs (Uploading Station - Master Control
Station)
deren Aufgaben sind:
-
Steuerung und Kontrolle der Verbindungs - und Kontrollstationen
-
Berechnung der Ephemeriden für jeden Satelliten
-
Berechnen der Daten für das Almanach
-
Berechnen der Korrekturen für die "Uhren" in den Satelliten
-
Zusammenstellen von Zeit- und Formatdaten
3 x Verbindungsstationen Ascension Islands
Diego Garcia
(Kwajalein)
5 x Kontrollstationen Colorado Springs (MCS = Monitorstationen)
Ascension
Kwajalein
Hawaii
Diego Garcia
Die Nachrichtenverbindung Boden - Satellit über die Verbindungsstationen
für die Aktualisierung der Satelliten alle 24 (8) Stunden arbeitet
im S-Band [2...4 GHz].
Nutzersegment (GPS-receiver)
Das Nutzersegment umfaßt alle Nutzer mit ihren verschiedenartigen
GPS-Empfängern.
Funktionen eines GPS-Empfänger:
-
Träger L1 und L2 empfangen
-
C/A-Code von jedem der vier empfangsgünstigsten Satelliten erfassen
(Signalacquisition) und demodulieren
-
Codesequenz - Synchronisation vollziehen
-
Satellitendaten (Navigationsmitteilung) aus dem C/A-Code demodulieren
-
Übergabe des C/A-Code - Signals zum P-Code - Signal (sofern erwünscht)
-
C/A-Code (P-Code) von jedem der vier empfangsgünstigsten Satelliten
erfassen (Signalacquisition) und demodulieren
-
Berechnung der Pseudoentfernung von jedem der vier Satelliten
-
Berechnung der Zeitabweichung
-
Messen der Dopplerfrequenzverschiebung zur Berechnung der Eigengeschwindigkeit
-
Pseudoentfernungen, Zeitabweichungen, Dopplerfrequenzverschiebungen und
Satellitendaten an den Navigationsprozessor transferieren
Je nach Anwendungsfall werden im Navigationsprozessor die Daten zu folgenden
Angaben verarbeitet und gegebenenfalls mit anderen Ortungs- und Navigationssystemen
verknüpft:
-
erdbezogene dreidimensionale Koordinaten des momentanen Standortes des
Nutzers (z.B. WGS 84)
-
zielweisende Informationen
-
Geschwindigkeit nach Betrag und Richtung (Vektor)
-
Kurs- und Entfernungsangaben zu wählbaren Punkten (Zielführungssysteme,
Pathfinder)
-
Uhrzeitangaben (globale Systemzeit sehr hoher Genauigkeit)
Die für die Genauigkeit der Entfernungsmessung maßgebende Funktion
liegt in dem Vorgang des Erfassens (Acquisition), Nachführung,
Synchronisation und Einrasten der Codesequenzen im Rahmen eines Korrelationsprozesses.
Für den Empfänger ist es relativ einfach, den C/A-Code zu erfassen,
und auf ihn einzurasten. Die für das Einrasten erforderliche Phasenverschiebung
wird als Laufzeit bzw. Pseudolaufzeit bezeichnet. Sie beinhaltet die Abweichung
der Uhr des Nutzers sowie die Laufzeitverzögerungen in der Ionosphäre.
Mit dem C/A-Code wird eine Genauigkeit erreicht (100m), die der Laufzeit
eines Bruchteils der reziproken Taktfrequenz entspricht.
zurück zur GPS Hauptseite
© by Dipl.Ing. Toralf
Schumann / Mai 2001